Ich rannte, bis ich am Ende einer kleinen Straße das Haus meines Onkels sah. Die Sonne war beinahe untergegangen und mein Onkel war gerade dabei die Kuhschweine und Schafschweine in den Stall zu treiben, als sein Blick auf mich fiel, wie ich keuchend und vor Schweiß triefend die Straße entlang kam. Sein Blick verfinsterte sich als er meine staubige und an ein paar Stellen kaputte Kleidung sah und er begann sich in meine Richtung zu bewegen.

„Du solltest besser eine sehr gute Erklärung dafür haben, dass du dermaßen dreckig hier ankommst.“ fauchte er mit kaum verstecktem Zorn. „I- Ich war in der Schule.“ ein leichtes Zittern hatte sich in meine Stimme geschlichen. „Das weiß ich wohl. Der einzige Grund warum ich dich da hin gehen lasse ist, dass meine Schwester mich hat versprechen lassen dir eine eine Bildung zu ermöglichen, als würdest du irgendwas im Leben erreichen können. Aber seit wann erfordert es die Schule, dass du dich auf dem Boden wälzt und deine Kleidung kaputt machst?“ Er hatte mich fast erreicht. „D- d- das war… ich meine… i- ich bin gestolpert.“ In dem Moment als er vor mir stand holte er aus und gab mir eine schallernde Ohrfeige, die mich fast umgerissen hätte. „Wie bescheuert bist du eigentlich? Gestolpert? Nicht mal laufen kannst du? Na los, verzieh dich ins Bett! Dein Essen verfüttere ich an die Tiere, die müssen nämlich deine Kleidung bezahlen.“

Mit dröhnendem Kopf ging ich ins Haus und legte mich in mein Bett, welches aus einer dünnen Decke und einer Schicht Stroh in der Ecke des Esszimmers bestand. Auf dem Küchentisch sah ich einen Teller mit altem, trockenem Griesbrei. Mein Abendessen. Nicht das es sonderlich gut schmecken würde, aber ich hatte den Tag nichts gegessen und natürlich wegen des Nachsitzens nicht meine übliche Nahrungs­ergänzungs­maßnahme durchführen können. Doch ich wusste es besser als einem direkten Befehl meines Onkels zuwider zu handeln. Das letzte Mal als ich das getan habe – was schon lange her war – musste ich eine Woche lang bei den Tieren schlafen. Ich wartete mit geschlossenen Augen bis mein Onkel den Griesbrei mit raus genommen hatte und schließlich in seinem Schlafzimmer verschwunden war, dann versuchte ich einzuschlafen.

Doch mein Magen hielt mich wach. Es half Alles nichts, ich könnte mit diesem leeren Gefühl im Bauch nicht einschlafen. Also beschloss ich wider besseren Wissens heute Nacht zu essen. Etwas aus der Speisekammer zu stehlen kam nicht in Frage. Onkel würde es merken. Nein, ich musste das nachholen, was ich diesen Nachmittag nicht geschafft hatte. Auf Zehenspitzen schlich ich unter ständigen Blicken auf die Schlafzimmertür aus dem Haus und in Richtung des Waldes.

Es geht weiter in Teil 4