Mit der – etwas wackeligen – Hilfe schaffte ich es einen der tiefer liegenden Äste zu erreichen und von da an konnte ich mich langsam den Baum hocharbeiten. Mit jedem Ast den ich unter mir zurückließ, wurde meine Anspannung ob der Höhe in der ich mich befand größer, und als ich schließlich durch das obere Blätterdach stieß, überraschte mich plötzlich der Wind und eh ich mich versah baumelten meine Füße haltlos in der Luft. Für einige Sekunden blieb mir der Atem weg und ich konnte mich nurnoch verzweifelt mit den Händen am Ast festklammern. Da wurde mir klar, dass ich mein Ziel schon erreicht hatte. Tief durchatmend fand ich neuen Halt für meine Füße und sah mich um. Tatsächlich konnte ich zwischen den Wipfeln der anderen Bäume mein Dorf erspähen. Es war näher als ich gedacht hatte und ich versuchte mir die grobe Richtung einzuprägen. Als ich gerade den Abstieg beginnen wollte fiel mir noch etwas auf: Am Horizont begann sich das Schwarz der sternenklaren Nacht zu einem leichten Blauton zu verändern. Mein Onkel würde nicht mehr lange schlafen!

Jetzt war Eile geboten. Selbst wenn er nicht herausfand dass ich im Wald gewesen war, die Tatsache dass ich in der Nacht das Haus verlassen hatte würde ihn äußerst wütend machen. Nicht weil er sich um mich sorgte, sondern weil ich seine Befehle missachtet hatte. Hastig versuchte ich vom Baum zu kommen. Dies gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet und der langsame Fortschritt machte mich nur noch nervöser. Je näher ich dem Boden kam, desto gewagter wurden meine Klettermanöver, bis ich zwei Meter über dem Boden schließlich eine Entfernung unterschätzte und einen Ast nicht mehr ganz zu fassen bekam. Mit einem Schrei fiel ich und vesuchte den Sturz abzufangen als ein beißender Schmerz meinen linken Arm durchzuckte. Der weiche Waldboden hatte den Aufprall einigermaßen gedämpft, aber ich war auf meinem Arm gelandet und der Schmerz pulsierte bis in die Schulter.

Ich hielt meinen Arm und versuchte wieder zu Atem zu kommen, als ich einen feuchten Stubser an meinem Arm spürte. Das Dachsmaulwurfsjunge saß neben mir und untersuchte den Arm mit seiner Nase. „Keine Sorge Kleiner, der Arm wird schon wieder. Wichtiger ist, dass ich schnellstmöglich nach Hause komme, damit mein Onkel nicht merkt dass ich die ganze Nacht weg war.“ Ich kraulte ihn für einen Moment am Kinn und er ließ sich umgehend auf seinen Hintern fallen, zog die Schultern hoch und verdeckte seine Augen mit seinen Vorderpfoten. Die Art und Weise wie er nun da saß wirkte einfach zu lustig und ich konnte nicht anders als laut loszulachen.

Es geht weiter in Teil 8