Ich habe hier – inspiriert von einem guten Freund – mal versucht etwas Dialog zu schreiben, der möglichst echt wirken soll. Also kein perfekt ausformulierter Filmdialog sondern wie man eben halt so spricht. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen, welche die Frage beantworten inwieweit mir dies gelungen ist.
Eine weitere Aufgabe die ich mir stellte, war es so zu schreiben, dass kein „Er sagt/Sie sagt“ notwendig ist. Idealerweise sollte der Leser in jeder Szene (die durch horizontale Linien getrennt sind) sagen können welche der beiden Figuren welchen Text spricht, ohne ihn auf inhaltlicher Basis analysieren zu müssen. Die Szenen sind als hintereinander folgende Dialoge derselben zwei Personen zu verstehen. Auch hierzu bin ich für jede Rückmeldung dankbar.
Um den Dialog im richtigen Kontext zu lesen, kann man im Hintergrund sehr schön folgendes YouTube Video laufen lassen: Click
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„Verstehst du?… Ich finde so eine Reise macht es möglich, mal ganz wer anderes zu sein. Nicht drüber nachdenken. Ich meine die Leute die du hier triffst wirst du vermutlich nie wiedersehen.“
„…“
„Ich versuche das auszunutzen. Ich mache hier Sachen die ich zuhause nie machen würde… hier kennt mich ja eh niemand.“
„Was für Sachen denn?“
„Hmm… sowas wie wildfremde Jungs auf der Straße ansprechen und so… mich auf Sachen einlassen. Hab ich dir erzählt wie ich mit zwei Jungs von hier Karaoke singen war?“
„Erwähnt. Und… wie hast du dich, eh, mit denen unterhalten?“
„Naja, also Japanisch war etwas schwierig, aber… so mit Zeichensprache halt. Zeigen und etwas englisch.“
„Nagut, aber… ich bin halt nich so… offen wie du. Also was ich meine ist… ich habe nicht so viel Erfahrung mit Anderen zu sprechen, gerade Fremden.“
„Tja das meine ich ja. Hier kannst du wer anders sein.“
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„Was hälst du von dem Café?“
„Hm? Oh… ja, von mir aus.“
„Also wenns dir nich gefällt können wir auch woanders gucken.“
„Ne ne, is schon gut. Lass uns da rein setzen bis der Zug kommt.“
„Ok“
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„Also so zum Beispiel beim Bezahlen. Das Gefühl ist, sie erwartet dass du bezahlst, aber… das is halt irgendwie veraltet deshalb will man das dann nich. Also nimmt man sich das vor und es kommt dieser Moment… wo halt gefragt wird „Zusammen oder getrennt?“ und man sich gegenseitig anschaut und entweder du sagst dann „getrennt“ was dir das Gefühl gibt du bist irgendwie billig oder nicht interessiert… oder du wartest, dass sie „getrennt“ sagt und denkst sie denkt du kannst nicht zahlen, oder willst nicht für sie zahlen. Verstehst du?“
„Hmm… also das kenne ich nicht. Bei mir ist das einfach, ich bezahle immer für mein eigenes Essen. Da braucht man sich nicht fragen.“
„Aber ich meine… die Frage stellst du dir als Mann doch trotzdem „Will sie eigentlich das ich zahle?“ oder so. Aber die kannst du ja dann nicht… wirklich fragen.“
„Hmm…“
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„Ich weiß nich, ich glaube mir fehlt da halt irgendwas. Keine Ahnung.“
„Also was ich am ehesten anziehend finde ist Selbstvertrauen. Sei einfach selbstbewusst.“
„Hehe, ja das is halt sowas was mir irgendwie fehlt, stimmt schon.“
„Ich weiß nich, ich finde man sollte einfach mit dem Anderen reden. Besser als die ganze Zeit schüchtern sein und es nachher bereuen.“
„…“
„Worüber denkst du nach?“
„Ehrlich gesagt… ich habe mich gefragt ob du gerade so mit mir darüber redest um mich dazu zu bringen bei dir nicht ganz so schüchtern zu sein.“
„… also, ehm… nein, jetzt eigentlich nicht. Also ich rede da eigentlich ganz offen drüber.“
„Oh… achso… ja verstehe schon.“
„Also, ich meine… wenn ich von demjenigen wirklich was will würde ich das natürlich nicht einfach so sagen.“
„Ach mensch, jetzt relativierst du wieder…“
„Hm?“
„Ach nichts.“
Witziges Experiment. Wirkt natürlich. Der letzte Dialog ist spannend.