Archives for category: Dialogübung

Oh, wow. Sah sie immer schon so gut aus? Ich kann mich an ihrer Stimme wirklich nicht satt hören. Wie ein Lied, dass von einem melodischen Intro langsam ansteigt zu einer flirrenden ersten Strophe deren irisierende Klänge einen vor Freude auflachen lassen, bis es schließlich in einen Refrain mündet der Gänsehaut und Tränen des Glücks zugleich hervorruft, nur um in der nächsten Strophe wieder Lust auf mehr zu machen.

„Hey, wieso bist du so abwesend?“

„Was? Ach, nich so wichtig. Bin heute ein wenig neben mir.“

„Also wenn du gehen willst, hält dich keiner auf, du Weichei.“

Halt bloß die Klappe, sonst entweicht noch die ganze heiße Luft aus deiner hohlen Birne.

„Nein… nein passt schon, worüber haben wir gerade geredet?“

„Wie gesagt, ich meine das neue 300er Modell ist einfach Gott. Da geht doch performance-technisch echt nichts drüber. Die Konkurrenz is da echt lange nich so weit.“

Meine Güte, da könnte ich genauso mit einer Wand reden. Wenn du eine Meinung zu irgendwas hast kann man sowieso nur deinem beschissenen Monolog lauschen.

„Meinst du nich, der 50Z hat Vorteile die dem einen oder anderen wichtiger sind? Ich zum Beispiel bin mit meinem sehr glücklich.“

„Was weißt du schon von richtiger Qualität. Kannst ja mal zu mir kommen und dich überzeugen.“

„Ne du, lass ma. Hab zu viel zu tun.“

Als ob ich mir extra Zeit nehmen würde um an einem freien Tag einer Belehrung von dir zum Thema… Hat sie mich gerade angesehen? Verdammt, wäre ich etwas früher da gewesen hätte ich mir einen Platz bei ihr suchen können! Stattdessen sitze ich jetzt hier und versuche verzweifelt von seinem Mundgeruch nicht zu kotzen. Wieso ist der heute Abend überhaupt hier? Huh? Das war definitiv ein Lächeln in meine Richtung. Hmm vielleicht kann ich…

„…und der meinte auch der 300er ist voll-“

„Hey sorry ich muss ma eben in die Keramikabteilung.“

„Hm? Ach so, dann viel Spaß“

Pffft, kannst mir gestohlen bleiben. Zu dir setzte ich mich gleich sicher nicht.

[…]

Und jetzt ganz lässig. Nicht nervös wirken.

„Hey, was passiert denn an diesem Ende vom Tisch?“

„Wenig, setz dich doch zu uns.“

„Das lass ich mir nich zweimal sagen!“

Wow, sie hat mich wirklich eingeladen mich dazuzusetzen!

„Wer bist du eigentlich?“

Ugggh…

„Ich bin auch Tutor. Hast du mich nie in der Besprechung gesehen?“

„Oh, tut mir Leid! Ich bin manchmal einfach so…aah, unangenehm.“ Sie wird wirklich ein bisschen rot. Wie süß! „Ok, ich muss dich wohl übersehen haben, sorry.“

„Hey, kein Problem. Bin ja auch nich so groß.“ IDIOT! „Ich bin übrigens Dennis.“

„Nett dich kennen zu lernen, ich bin–“ Sophie „–Sophie.“

Verdammt, von so nah ist sie echt unsagbar hübsch! Oh Mist, worüber soll ich jetzt reden?

„Ehh… Hallo Sophie, haha.“ Argh „Und was machst du so?“ Blöde Frage!

„Hmm?… Naja studieren halt, wie wir alle oder nich?“

„Natürlich, ich meine äh… in deiner Freizeit.“

„Oh, das Übliche. Ich lese viel und ansonsten lerne ich. Und du?“

Wow, belesen und arbeitsam.

„Ja, ähnlich. Schaue ganz gerne Filme.“

„Echt? Cool, ich auch!“

Oh yeah, score!

„Was ist denn dein Lieblingsfilm?“

„Also ich stehe total auf Marvel-Filme!“ Naja, könnte schlimmer sein. „Und bei dir?“ Mist, darauf hätte ich vorbereitet sein sollen!

„Hmm… das is schwierig.“ Denk nach verdammt! „Da gibts so viele…“ Ah, Idee! „…Garden State is einer meiner Liebsten.“

„Ich glaube den kenne ich nicht.“

Perfekt! Jetzt nur nicht übermäßig enthusiastisch…

„Also der is echt ziemlich großartig. Sollte man wirklich mal gesehen haben… Hast du vielleicht Lust den mal mit mir zu schauen? Hab den auf DVD…“

„Hmm… klar, warum nicht.“ WUUUUHUUUU!! „Laden wir Aaron dazu ein?“

Eh? „Eh?“

„Na mein Freund. Hast du dich nicht bis eben noch die ganze Zeit mit ihm unterhalten?“

Ich habe hier – inspiriert von einem guten Freund – mal versucht etwas Dialog zu schreiben, der möglichst echt wirken soll. Also kein perfekt ausformulierter Filmdialog sondern wie man eben halt so spricht. Ich würde mich sehr über Kommentare freuen, welche die Frage beantworten inwieweit mir dies gelungen ist.

Eine weitere Aufgabe die ich mir stellte, war es so zu schreiben, dass kein „Er sagt/Sie sagt“ notwendig ist. Idealerweise sollte der Leser in jeder Szene (die durch horizontale Linien getrennt sind) sagen können welche der beiden Figuren welchen Text spricht, ohne ihn auf inhaltlicher Basis analysieren zu müssen. Die Szenen sind als hintereinander folgende Dialoge derselben zwei Personen zu verstehen. Auch hierzu bin ich für jede Rückmeldung dankbar.

Um den Dialog im richtigen Kontext zu lesen, kann man im Hintergrund sehr schön folgendes YouTube Video laufen lassen: Click

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

„Verstehst du?… Ich finde so eine Reise macht es möglich, mal ganz wer anderes zu sein. Nicht drüber nachdenken. Ich meine die Leute die du hier triffst wirst du vermutlich nie wiedersehen.“

„…“

„Ich versuche das auszunutzen. Ich mache hier Sachen die ich zuhause nie machen würde… hier kennt mich ja eh niemand.“

„Was für Sachen denn?“

„Hmm… sowas wie wildfremde Jungs auf der Straße ansprechen und so… mich auf Sachen einlassen. Hab ich dir erzählt wie ich mit zwei Jungs von hier Karaoke singen war?“

„Erwähnt. Und… wie hast du dich, eh, mit denen unterhalten?“

„Naja, also Japanisch war etwas schwierig, aber… so mit Zeichensprache halt. Zeigen und etwas englisch.“

„Nagut, aber… ich bin halt nich so… offen wie du. Also was ich meine ist… ich habe nicht so viel Erfahrung mit Anderen zu sprechen, gerade Fremden.“

„Tja das meine ich ja. Hier kannst du wer anders sein.“

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

„Was hälst du von dem Café?“

„Hm? Oh… ja, von mir aus.“

„Also wenns dir nich gefällt können wir auch woanders gucken.“

„Ne ne, is schon gut. Lass uns da rein setzen bis der Zug kommt.“

„Ok“

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

„Also so zum Beispiel beim Bezahlen. Das Gefühl ist, sie erwartet dass du bezahlst, aber… das is halt irgendwie veraltet deshalb will man das dann nich. Also nimmt man sich das vor und es kommt dieser Moment… wo halt gefragt wird „Zusammen oder getrennt?“ und man sich gegenseitig anschaut und entweder du sagst dann „getrennt“ was dir das Gefühl gibt du bist irgendwie billig oder nicht interessiert… oder du wartest, dass sie „getrennt“ sagt und denkst sie denkt du kannst nicht zahlen, oder willst nicht für sie zahlen. Verstehst du?“

„Hmm… also das kenne ich nicht. Bei mir ist das einfach, ich bezahle immer für mein eigenes Essen. Da braucht man sich nicht fragen.“

„Aber ich meine… die Frage stellst du dir als Mann doch trotzdem „Will sie eigentlich das ich zahle?“ oder so. Aber die kannst du ja dann nicht… wirklich fragen.“

„Hmm…“

–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

„Ich weiß nich, ich glaube mir fehlt da halt irgendwas. Keine Ahnung.“

„Also was ich am ehesten anziehend finde ist Selbstvertrauen. Sei einfach selbstbewusst.“

„Hehe, ja das is halt sowas was mir irgendwie fehlt, stimmt schon.“

„Ich weiß nich, ich finde man sollte einfach mit dem Anderen reden. Besser als die ganze Zeit schüchtern sein und es nachher bereuen.“

„…“

„Worüber denkst du nach?“

„Ehrlich gesagt… ich habe mich gefragt ob du gerade so mit mir darüber redest um mich dazu zu bringen bei dir nicht ganz so schüchtern zu sein.“

„… also, ehm… nein, jetzt eigentlich nicht. Also ich rede da eigentlich ganz offen drüber.“

„Oh… achso… ja verstehe schon.“

„Also, ich meine… wenn ich von demjenigen wirklich was will würde ich das natürlich nicht einfach so sagen.“

„Ach mensch, jetzt relativierst du wieder…“

„Hm?“

„Ach nichts.“