Nach meinem Lachanfall war der pochende Schmerz in meinem Arm zu einem schwachen, dumpfen Pulsieren geworden und der Kleine sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. „Ich sollte mich besser auf den Weg machen.“ Leicht wankend stand ich auf und begann in die Richtung zu laufen, die ich mir auf der Spitze des Baumes eingeprägt hatte. Der Kleine kam ebenfalls auf die Füße und folgte meinen schnellen Schritten mit Leichtigkeit. „Hmm… sollte ich dir vielleicht einen Namen geben? Haben Dachsmaulwürfe Namen?“ Im Gehen sah ich ihn an, doch er sah nur verständnislos zurück. Ich zeigte auf meine Brust und sagte „Pip“ dann zeigte ich auf ihn und zog die Augenbrauen hoch. Keine Reaktion. Nach einem Moment des Nachdenkens wiederholte ich das Ganze, nur dass ich diesmal auf meine Brust klopfte und ihm auf die Schulter tippte anstatt zu zeigen, was hoffentlich auch für einen Blinden verständlich sein sollte. Die einzige Antwort die ich erhielt war ein verwirrter Blick. „Nagut, dann gebe ich dir einen Namen. Ich werde dich… Shuu nennen.“ Erneut klopfte ich auf meine Brust und wiederholte „Pip“ dann stupste ich ihn auf die Nase und sagte „Shuu“. Scheinbar zufrieden stieß der Kleine einen leichten Quitscher aus und wandte seinen Kopf wieder nach vorne.
Als sich die Bäume zu lichten begannen und der Himmel bereits ein gräuliches Blau annahm, blieb ich stehen und drehte mich erneut zu Shuu um. „Von hier an kannst du mir nicht mehr folgen. Bald kommen wir ins Dorf, und wenn dich einer der Dorfbewohner sieht… würde das kein gutes Ende nehmen.“ Ich streichelte ihm nochmal über den Kopf und setzte meinen Weg fort, doch kaum hatte ich ein paar Schritte getan, merkte ich dass er mir immernoch folgte und drehte mich wieder um. „Hör mir zu, du kannst nicht ins Dorf kommen! Die Leute würden es nicht verstehen, und denken du bedrohst sie. Dreh um!“ Ich ging einige Schritte rückwärts, doch er lief mir mit schiefgelegtem Kopf weiterhin nach. „Ok, pass auf…“ Ich griff mir einen naheliegenden Stock und zeichnete eine Linie in das weiche Erdreich zwischen mir und Shuu. Als der Kleine neugierig versuchte sie zu überqueren schob ich ihn mit aller Kraft zurück und zog die Linie mit dem Stock nach. „Versteh doch, es ist gefährlich für dich ins Dorf zu gehen!“ Er runzelte die Stirn und versuchte wieder über die Linie zu gelangen, doch ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn und schaffte es erneut ihn ein kleines Stück über die Linie zu schubsen. Er lies sich auf den Hintern fallen und sah mich an. „Tut mir Leid Shuu, aber es ist zu deinem eigenen Besten. Nach der Schule komme ich direkt wieder her, das verspreche ich dir. In Ordnung…? Bis dann!“ Schweren Herzens wandte ich mich Richtung Dorf und ging davon. Diesmal folgden mir keine tapsenden Schritte und als ich mich ein letztes Mal umschaute saß der Kleine immernoch da wo ich ihn zurückgelassen hatte und blickte auf die Linie im Boden vor ihm.
Es geht weiter in Teil 9