Es war einmal ein Arzt, der war so gut in seinem Fach, dass er das Leben von fast jedem seiner Patienten zu verlängern vermochte. Im ganzen Land war er bekannt und ein jeder bat ihn, sich um die eigenen Liebsten zu kümmern. Der Arzt war von Grunde auf ein guter Mann und half ohne je Entlohnung zu verlangen.

Der Tod sah dies und war erstaunt. Eines Tages ging er zu dem Arzt und sprach:

„Ich bin der Tod und du hast mich so oft in dem Spiel um die Sterblichkeit der Menschen besiegt, ich will dir ein Geschenk machen. Bitte mich um Etwas und wenn du bereit bist den Preis zu zahlen, so soll es dir gehören.“

Der Arzt überlegte eine Weile und antwortete dann:

„Alles was mein Herz begehrt, ist den Menschen zu helfen und so soll dies mein Wunsch sein: Einem jeden will ich helfen können, ob alt, ob jung, ob Mann, ob Frau, das Sterben hinauszuzögern und zu leben.“

Der Tod hatte dies schon erwartet und gab zurück:

„Das Leben zu schenken liegt nicht in meiner Macht, doch das Sterben zu verhindern ist für mich das Ausruhen meiner Glieder. Der Preis für diesen Wunsch soll sein, dass in dem Moment wo du deine neue Kraft nicht mehr nutzen willst, ich zu meinem letzten Besuch bei dir erscheine.“

Überrascht über diesen Preis, der mehr wie ein weiteres Geschenk war, willigte der Arzt ohne Zögern ein. Bevor der Tod jedoch ging um weiter seine Arbeit zu verrichten, drehte er sich noch einmal um und sagte mit erhobenem Zeigefinger:

„Doch sei gewarnt: Leben um des Lebens willen liegt nicht in der Natur des Menschen und es wird der Tag kommen, da wir uns wiedersehen.“

Fortan war der Arzt noch berühmter als zuvor. Nur durch das Auflegen seiner Hand konnte er selbst Todkranken ein weiteres Jahrzehnt Leben schenken und die Menschen verlangten nach ihm mehr denn je, da sie ihre Liebsten nicht sterben sehen wollten. Auch der Arzt konnte nicht sterben, da er seine Kraft fleißig nutzte also wurde sein Leben länger und länger. Doch die Menschen die der Arzt berührte wurden nicht alle gesund und so waren die gewonnenen Jahre allzu häufig mehr eine Qual denn ein Geschenk.

Es kam ein Tag da der Arzt selber schwer krank wurde, doch die Menschen wollten seine Kraft so sehr, dass sie ihre Alten und Kranken zu ihm brachten, denn eine Berührung war Alles was nötig war. So kam es, dass auch der Arzt weiterlebte, denn wie der Tod versprochen hatte, würden sie sich erst dann wiedersehen wenn er seine Kraft niederlegte. Doch die Krankheit des Arztes war schwer und jeder Tag wurde für ihn zu einer Tortur. Eines Morgens dann hatte der Arzt genug und endlich begriff er: Das Leben alleine ist nicht das Geschenk. Der Tod ist ein Freund, der das Leben als Lebenszweck unterbindet.

Da erschien dem Arzt erneut der Tod und mit einem dankbaren Lächeln folgte er ihm wohin auch immer er ihn führen mochte.