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Als ich in Sichtweite des Hauses kam, konnte ich sehen das ich zu spät war. Die Tiere waren bereits wieder auf der Weide, was bedeutete dass Onkel sie herausgeführt haben musste. Einige Momente später kam mein Onkel aus der Vordertür gestapft. Er sah mich, verschänkte die Arme vor der Brust und deutete an ich solle zu ihm kommen. Der Weg bis zur Tür schien mir nicht enden zu wollen.

Ohne die geringste Gefühlsregung in Gesicht oder Stimme sagte er: „Du wirst die nächsten zehn Tage nicht in die Schule gehen. Du wirst tagsüber von früh bis spät auf der Farm arbeiten und nachts bei den Tieren schlafen. Du beginnst damit ihnen Futter zu bringen, dann wirst du mit ihnen essen. Gewöhn dich besser an ihre Nahrung, denn etwas anderes gibt es für die nächsten zehn Tage nicht.“ „A- aber…“ Da brüllte er plötzlich los: „WENN ICH AUCH NUR NOCH EIN ELENDES WIDERWORT VON DIR HÖRE, DANN SCHWÖRE ICH DIR WIRST DU ES DEINE LEBTAGE BEREUEN! ICH HABE DICH NICHT IN MEIN HEIM AUFGENOMMEN UND DICH GENÄHRT DAMIT DU MIR NICHT GEHORCHST UND AUCH NOCH FRECH WIRST!“ Ohne ein weiteres Wort ging ich zu dem Kasten hinter dem Haus indem wir das Futter für die Tiere aufbewahrten. Alter Salat, hier und da eine weiche Kartoffel… das würden harte zehn Tage werden.

Doch was noch schlimmer war: Ich konnte mein Versprechen gegenüber Shuu nicht halten und bei der Größe des Waldes würde es äußerst schwer werden ihn je wiederzufinden.

Nach meinem Lachanfall war der pochende Schmerz in meinem Arm zu einem schwachen, dumpfen Pulsieren geworden und der Kleine sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. „Ich sollte mich besser auf den Weg machen.“ Leicht wankend stand ich auf und begann in die Richtung zu laufen, die ich mir auf der Spitze des Baumes eingeprägt hatte. Der Kleine kam ebenfalls auf die Füße und folgte meinen schnellen Schritten mit Leichtigkeit. „Hmm… sollte ich dir vielleicht einen Namen geben? Haben Dachsmaulwürfe Namen?“ Im Gehen sah ich ihn an, doch er sah nur verständnislos zurück. Ich zeigte auf meine Brust und sagte „Pip“ dann zeigte ich auf ihn und  zog die Augenbrauen hoch. Keine Reaktion. Nach einem Moment des Nachdenkens wiederholte ich das Ganze, nur dass ich diesmal auf meine Brust klopfte und ihm auf die Schulter tippte anstatt zu zeigen, was hoffentlich auch für einen Blinden verständlich sein sollte. Die einzige Antwort die ich erhielt war ein verwirrter Blick. „Nagut, dann gebe ich dir einen Namen. Ich werde dich… Shuu nennen.“ Erneut klopfte ich auf meine Brust und wiederholte „Pip“ dann stupste ich ihn auf die Nase und sagte „Shuu“. Scheinbar zufrieden stieß der Kleine einen leichten Quitscher aus und wandte seinen Kopf wieder nach vorne.

Als sich die Bäume zu lichten begannen und der Himmel bereits ein gräuliches Blau annahm, blieb ich stehen und drehte mich erneut zu Shuu um. „Von hier an kannst du mir nicht mehr folgen. Bald kommen wir ins Dorf, und wenn dich einer der Dorfbewohner sieht… würde das kein gutes Ende nehmen. Ich streichelte ihm nochmal über den Kopf und setzte meinen Weg fort, doch kaum hatte ich ein paar Schritte getan, merkte ich dass er mir immernoch folgte und drehte mich wieder um. „Hör mir zu, du kannst nicht ins Dorf kommen! Die Leute würden es nicht verstehen, und denken du bedrohst sie. Dreh um!“ Ich ging einige Schritte rückwärts, doch er lief mir mit schiefgelegtem Kopf weiterhin nach. „Ok, pass auf…“ Ich griff mir einen naheliegenden Stock und zeichnete eine Linie in das weiche Erdreich zwischen mir und Shuu. Als der Kleine neugierig versuchte sie zu überqueren schob ich ihn mit aller Kraft zurück und zog die Linie mit dem Stock nach. „Versteh doch, es ist gefährlich für dich ins Dorf zu gehen!“ Er runzelte die Stirn und versuchte wieder über die Linie zu gelangen, doch ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn und schaffte es erneut ihn ein kleines Stück über die Linie zu schubsen. Er lies sich auf den Hintern fallen und sah mich an. „Tut mir Leid Shuu, aber es ist zu deinem eigenen Besten. Nach der Schule komme ich direkt wieder her, das verspreche ich dir. In Ordnung…? Bis dann!“ Schweren Herzens wandte ich mich Richtung Dorf und ging davon. Diesmal folgden mir keine tapsenden Schritte und als ich mich ein letztes Mal umschaute saß der Kleine immernoch da wo ich ihn zurückgelassen hatte und blickte auf die Linie im Boden vor ihm.

Es geht weiter in Teil 9

Mit der – etwas wackeligen – Hilfe schaffte ich es einen der tiefer liegenden Äste zu erreichen und von da an konnte ich mich langsam den Baum hocharbeiten. Mit jedem Ast den ich unter mir zurückließ, wurde meine Anspannung ob der Höhe in der ich mich befand größer, und als ich schließlich durch das obere Blätterdach stieß, überraschte mich plötzlich der Wind und eh ich mich versah baumelten meine Füße haltlos in der Luft. Für einige Sekunden blieb mir der Atem weg und ich konnte mich nurnoch verzweifelt mit den Händen am Ast festklammern. Da wurde mir klar, dass ich mein Ziel schon erreicht hatte. Tief durchatmend fand ich neuen Halt für meine Füße und sah mich um. Tatsächlich konnte ich zwischen den Wipfeln der anderen Bäume mein Dorf erspähen. Es war näher als ich gedacht hatte und ich versuchte mir die grobe Richtung einzuprägen. Als ich gerade den Abstieg beginnen wollte fiel mir noch etwas auf: Am Horizont begann sich das Schwarz der sternenklaren Nacht zu einem leichten Blauton zu verändern. Mein Onkel würde nicht mehr lange schlafen!

Jetzt war Eile geboten. Selbst wenn er nicht herausfand dass ich im Wald gewesen war, die Tatsache dass ich in der Nacht das Haus verlassen hatte würde ihn äußerst wütend machen. Nicht weil er sich um mich sorgte, sondern weil ich seine Befehle missachtet hatte. Hastig versuchte ich vom Baum zu kommen. Dies gestaltete sich jedoch schwieriger als erwartet und der langsame Fortschritt machte mich nur noch nervöser. Je näher ich dem Boden kam, desto gewagter wurden meine Klettermanöver, bis ich zwei Meter über dem Boden schließlich eine Entfernung unterschätzte und einen Ast nicht mehr ganz zu fassen bekam. Mit einem Schrei fiel ich und vesuchte den Sturz abzufangen als ein beißender Schmerz meinen linken Arm durchzuckte. Der weiche Waldboden hatte den Aufprall einigermaßen gedämpft, aber ich war auf meinem Arm gelandet und der Schmerz pulsierte bis in die Schulter.

Ich hielt meinen Arm und versuchte wieder zu Atem zu kommen, als ich einen feuchten Stubser an meinem Arm spürte. Das Dachsmaulwurfsjunge saß neben mir und untersuchte den Arm mit seiner Nase. „Keine Sorge Kleiner, der Arm wird schon wieder. Wichtiger ist, dass ich schnellstmöglich nach Hause komme, damit mein Onkel nicht merkt dass ich die ganze Nacht weg war.“ Ich kraulte ihn für einen Moment am Kinn und er ließ sich umgehend auf seinen Hintern fallen, zog die Schultern hoch und verdeckte seine Augen mit seinen Vorderpfoten. Die Art und Weise wie er nun da saß wirkte einfach zu lustig und ich konnte nicht anders als laut loszulachen.

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Während ich die Pfirsiche aß, setzte sich das Dachsmaulwurfjunge neben mich, und nach ein wenig Beschnuppern, lies er sich von mir am Bauch kraulen. „Du musst ziemlich hungrig gewesen sein, mich solange zu verfolgen.“ Die Antwort war ein leises Grummeln. „Sollten dich nicht deine Eltern versorgen? Wo sind die überhaupt?“ Keine Reaktion. „Meine Eltern haben mich verlassen bevor ich drei Jahre alt war.“ Er drehte seinen Kopf leicht zu mir und sah mich nun an, das heißt er richtete seine Augen auf mich. Dachsmaulwürfe waren blind und sie sahen nur mit ihren Erdbändigerfertigkeiten. „Mein Vater musste in den Krieg und eine Weile nachdem ich geboren war ist meine Mutter ihm gefolgt. Ich wohne jetzt bei meinem Onkel, aber der mag mich nicht besonders.“ Der Kleine kreuzte seine Pfoten vor sich auf dem Boden und bettete seinen Kopf darauf. Ich verfiel in Schweigen und verputzte den Rest der Mondpfirsiche

Doch ein Problem hatte ich noch: Nach der wilden Verfolgungsjagd, hatte ich nichtmehr die geringste Idee wo ich – oder mein Dorf – war. Ich blickte mich in alle Richtungen um, in der Hoffnung der Wald würde irgendwo lichter werden, doch in der anhaltenden Dunkelheit war die Sicht enorm beschränkt. „Ich schätze mal du weißt nicht, wie ich von hier zu meinem Dorf zurück komme, oder?“ Er blickte auf und legte seinen Kopf schief. Ich musste mir wohl selber helfen. Aber wie sollte ich in diesem stockfinsteren Wald den Weg zurück finden? Wenn ich nur die Berge sehen könnte, wäre klar in welche Richung das Dorf lag, da es sich genau in der Mitte dieser Gebirgskette befand, doch die dicht stehenden Bäume machten es schon schwierig die Sterne zu sehen, Berge auszumachen war unmöglich. Da fiel mir ein, dass ich die Höhe der Bäume für mich nutzen konnte. Wenn ich es schaffte auf einen dieser Riesen hinaufzuklettern, hätte ich einen optimalen Überblick und könnte vermutlich nicht nur die Berge sondern auch das Dorf selber sehen!

Diese Aufgabe war jedoch schwieriger als erwartet. Die niedrigsten Äste der Bäume waren zwar nicht sehr hoch, aber ich war im Gegenzug so klein, dass selbst diese für mich nicht zu erreichen waren. Unbeholfen versuchte ich einen Stamm zu umklammern und mich irgendwie hochzuziehen, doch meine Kraft reichte nicht aus und ich fiel wieder zu Boden. Da stubste mich der kleine Dachsmaulwurf mit seiner Nase an. Ich sah ihm zu wie er auf den Baum zuging und sich mit seinen Klauen am Baum abstützend auf die Hinterpfoten stellte, dann sah er mich an. Doch ich verstand nicht was er meinte und blickte nur ratlos zurück, daraufhin zuckte er mit seinem Kopf in Richtung seiner Schultern und ich begriff: Er wollte dass ich auf seine Schultern stieg!

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Ich erstarrte in meiner Bewegung. Auch das Geräusch schien für einen Moment innezuhalten, doch dann hörte ich wie es langsam näher kam. Nun hielt mich nichts mehr. Ich rannte so schnell ich konnte los, weg von dem Geräusch. Als mir klar wurde, dass was auch immer dieses Geräusch verursachte schneller war als ich, begann ich Haken zu schlagen. Mal lief ich nach links, dann wieder nach rechts doch es half nichts, das Wesen schien meine Richtungswechsel unmittelbar zu bemerken und kam nur noch schneller näher. Es hörte sich an als sei es bis auf zehn Meter an mich heran gekommen, als ich plötzlich in der Dunkelheit an einer Wurzel hängen blieb. Ich flog ein kleines Stück landete auf dem Bauch und stieß mit dem Kopf an einen Baum. Danach wurde es schwarz vor meinen Augen.

Als ich wieder zu mir kam spürte ich etwas Schleimiges auf meiner Wange. Langsam öffnete ich die Augen und sah spitze Zähne direkt vor meinem Gesicht! Mit einem Aufschrei rollte ich mich zur Seite weg und kam auf die Knie um mich dem zu stellen was mich die ganze Nacht verfolgt hatte. Noch immer leicht benommen wurde mir klar, dass das Wesen ebenfalls einen großen Schritt zurück gemacht hatte, und sich in einem Baumschatten versteckte. Ich atmete tief durch und begann mich Schritt für Schritt auf den Schatten zuzubewegen. Es hatte sich schon gezeigt dass rennen nicht half, also war es meine einzige Möglichkeit, doch irgendetwas stimmte nicht an dieser Situation: Wenn es mich so hartnäckig verfolgt hatte, wieso war es jetzt vor mir zurückgewichen? Überhaupt war der Baumschatten nicht besonders groß, das Wesen konnte kaum größer sein als eins von Onkels Kuhschweinen.

Mit erhobenen Fäusten ging ich immer weiter, bis ich es schließlich erkennen konnte: Es war ein Dachsmaulwurfjunges! Kaum höher als meine Hüften, machte es einen ziemlich eingeschüchterten Eindruck. Mit einem erleichterten Seufzer ließ ich mich wieder auf den Boden sinken. Dachsmaulwürfe waren ausgewachsen eine ziemlich große Gefahr, aber dieser wirkte als könne er kaum einer Libellenfliege etwas anhaben. Doch wieso hatte er mich verfolgt? Er sah zwar hungrig aus – geradezu abgemagert – aber dass er ernsthaft denken könnte in der Lage zu sein mich zu überwältigen, schien mir doch sehr fragwürdig. Da fiel mir auf das der Kleine mich die ganze Zeit anstarrte. Um genau zu sein starrte er nicht mich an, sondern sah mit einem, wie mir schien, ängstlich verschämten Blick auf meine Hose. Ich blickte an mir runter und bemerkte, dass meine Hosentaschen feucht waren und Risse hatten.

Nun wurde mir plötzlich Alles klar: Die Mondpfirsiche! Ich hatte sie in meiner Eile, vor diesem „großen Monster“ zu fliehen einfach in meine Taschen gesteckt und das war wohl der Grund aus dem er mich verfolgt hat, er hatte einfach Hunger. Ich lachte kurz auf und zeigte ihm ein Grinsen, dass sagen sollte alles sei in Ordnung, da krabbelte er plötzlich los und hinter mich. Etwas verdutzt drehte ich mich um, und sah wie er mit seiner Nase auf etwas am Boden stupste. Bei näherem Betrachten wurde mir klar, dass es Mondpfirsiche waren. Von den fünf Mondpfirsichen die in meinen Taschen waren hatte er zwei gegessen und in einen hineingebissen.

Es geht weiter in Teil 6

Schließlich begann ich in geduckter Haltung so schnell zu laufen wie ich konnte. Die ersten Bäume kamen immer näher und wirkten im Dunkeln noch einschüchternder als an meinen Ausflügen tagsüber. Der riesige Wald, der mein Dorf fast zu jeder Seite umschloss war gerade für Kinder eine verbotene Zone. Selbst die Erwachsenen wagten sich nur in äußersten Notfällen hinein, doch der Grund dafür wurde mir nie erzählt und so war ich eines Tages, als mein Hunger wie heute besonders groß war, auf der Suche nach Essen vorsichtig in die Randgebiete des Waldes geschlichen. Es stellte sich als wahre Goldgrube für Beeren und Früchte heraus, da sich eben niemand dorthin wagte um zu sammeln. Von da an nutzte ich die äußeren Gebiete des Waldes, wo die Bäume nicht zu dicht standen als meine persönliche Speisekammer um die mageren Mahlzeiten die mein Onkel mir erübrigte zu ergänzen.

Doch heute war es nicht so wie sonst. In der Nacht wirkte der Wald vollkommen anders und ich hatte Angst mein Orientierungssinn könnte mich an diesem mir fremd scheinenden Ort im Stich lassen. Mein Onkel hatte mir jedoch keine Wahl gelassen. Normalerweise versuchte ich die weite Waldfläche möglichst so zu nutzen, dass ich an keinem Teil des Waldes den ich zuvor besucht hatte ein zweites mal vorbei kam bevor die Pflanzen Zeit hatten neu zu wachsen, aber ich war in solcher Hast aus dem Haus gelaufen, dass mir nicht ganz klar war auf welchem Teil des Waldes ich mich gerade zubewegte. Als ich bei den ersten Bäumen ankam fing ich an bedächtiger zu gehen und auf meine Umgebung zu achten. Eigentlich war es nicht schwer hier etwas zu essen zu finden, aber der Mond war heute hinter ein paar Wolken versteckt und die Schatten der Bäume wirkten wie schwarze Tücher die den Waldboden bedeckten. Diese Schatten brachten mich auf die Idee nach Mondblumen Ausschau zu halten. Diese Art von Pflanze wächst nur im Schatten und hat weiße Blütenblätter, sodass man sie auch in schlechten Lichtverhältnissen gut finden kann. Das Entscheidende war für mich allerdings, dass in ihrer Nähe häufig Mondpfirsiche zu finden sind, die eine hervorragende Mahlzeit bieten würden.

Auf meiner Suche nach den Mondblumen geriet ich immer tiefer in den Wald, denn je mehr Schatten es gab desto wahrscheinlicher war, dass die empfindlichen Blumen überleben könnten. Ich muss schon eine ganze Weile durch den Wald gelaufen sein, als ich endlich in ein paar Metern Entfernung eine Mondblume weiß schimmern sah und direkt darüber an einem Ast: Mondpfirsiche! Erleichtert endlich meinen Magen füllen zu können atmete ich erschöpft auf, lief zu dem Baum, pflückte eine Hand voll Pfirsiche und wollte gerade in einen von ihnen hineinbeißen, als ich plötzlich der vollkommenen Stille gewahr wurde. Wieso fiel mir das jetzt auf? Langsam wurde mir klar, dass ich während meiner Suche, abgesehen von meinen eigenen, vorsichtigen Schritten, noch ein weiteres Geräusch hören konnte und nun da ich es nicht mehr hörte war ich darauf aufmerksam geworden. Ich duckte mich und blickte mich langsam um. Mit Entsetzen sah ich wie weit ich schon in den Wald vorgedrungen war. Weiter als ich mich an meinen Ausflügen tagsüber je gewagt hatte! Ich bekam es erneut mit der Angst zu tun. Und da hörte ich Es wieder: Ein leichtes Rascheln von Blättern und ein kaum hörbares Schaben von Erde.

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Ich rannte, bis ich am Ende einer kleinen Straße das Haus meines Onkels sah. Die Sonne war beinahe untergegangen und mein Onkel war gerade dabei die Kuhschweine und Schafschweine in den Stall zu treiben, als sein Blick auf mich fiel, wie ich keuchend und vor Schweiß triefend die Straße entlang kam. Sein Blick verfinsterte sich als er meine staubige und an ein paar Stellen kaputte Kleidung sah und er begann sich in meine Richtung zu bewegen.

„Du solltest besser eine sehr gute Erklärung dafür haben, dass du dermaßen dreckig hier ankommst.“ fauchte er mit kaum verstecktem Zorn. „I- Ich war in der Schule.“ ein leichtes Zittern hatte sich in meine Stimme geschlichen. „Das weiß ich wohl. Der einzige Grund warum ich dich da hin gehen lasse ist, dass meine Schwester mich hat versprechen lassen dir eine eine Bildung zu ermöglichen, als würdest du irgendwas im Leben erreichen können. Aber seit wann erfordert es die Schule, dass du dich auf dem Boden wälzt und deine Kleidung kaputt machst?“ Er hatte mich fast erreicht. „D- d- das war… ich meine… i- ich bin gestolpert.“ In dem Moment als er vor mir stand holte er aus und gab mir eine schallernde Ohrfeige, die mich fast umgerissen hätte. „Wie bescheuert bist du eigentlich? Gestolpert? Nicht mal laufen kannst du? Na los, verzieh dich ins Bett! Dein Essen verfüttere ich an die Tiere, die müssen nämlich deine Kleidung bezahlen.“

Mit dröhnendem Kopf ging ich ins Haus und legte mich in mein Bett, welches aus einer dünnen Decke und einer Schicht Stroh in der Ecke des Esszimmers bestand. Auf dem Küchentisch sah ich einen Teller mit altem, trockenem Griesbrei. Mein Abendessen. Nicht das es sonderlich gut schmecken würde, aber ich hatte den Tag nichts gegessen und natürlich wegen des Nachsitzens nicht meine übliche Nahrungs­ergänzungs­maßnahme durchführen können. Doch ich wusste es besser als einem direkten Befehl meines Onkels zuwider zu handeln. Das letzte Mal als ich das getan habe – was schon lange her war – musste ich eine Woche lang bei den Tieren schlafen. Ich wartete mit geschlossenen Augen bis mein Onkel den Griesbrei mit raus genommen hatte und schließlich in seinem Schlafzimmer verschwunden war, dann versuchte ich einzuschlafen.

Doch mein Magen hielt mich wach. Es half Alles nichts, ich könnte mit diesem leeren Gefühl im Bauch nicht einschlafen. Also beschloss ich wider besseren Wissens heute Nacht zu essen. Etwas aus der Speisekammer zu stehlen kam nicht in Frage. Onkel würde es merken. Nein, ich musste das nachholen, was ich diesen Nachmittag nicht geschafft hatte. Auf Zehenspitzen schlich ich unter ständigen Blicken auf die Schlafzimmertür aus dem Haus und in Richtung des Waldes.

Es geht weiter in Teil 4

Als ich endlich aus der Schule trat, hatte es schon begonnen zu dämmern. Ich war kaum fünf Meter in Richting des Hauses meines Onkels gelaufen als ich plötzlich ein Stampfen hörte. Mein linkes Bein wurde hoch gestoßen und ich fiel der Länge nach hin. Hustend vor Staub versuchte ich meinen Atem wiederzuerlangen und zu verstehen was passiert war. Beim Aufsetzen stieß ich dann auf den Grund für meinen Sturz: Eine kleine Erdsäule die aus dem Boden ragte wo vorher mein Fuß gestanden hatte.

Auch dieses Rätsel war im nächsten Moment gelöst, als Goro hinter einer Mauer hervortrat, Anführer der kleinen Bande Erdbändiger die heute Sonderunterricht erhalten hatte. Wie immer dauerte es nicht lange bis auch seine vier Bändiger-Freunde aus dem Schatten traten und gemeinsam, doch einen Schritt hinter Goro auf mich zu gingen. „Freunde“ war vielleicht etwas zuviel gesagt. Unter ihnen hatte sich entsprechend ihres Talentes zum Erdbändigen eine Hackordnung gebildet und Goro, welcher an der Spitze dieser Hackordnung stand, betrachtete die Anderen mehr wie Gefolgsleute die ihm Gehorsam schuldeten. Ich, der ich garkein Talent zum Bändigen und zusätzlich noch eine mickrige Statur hatte, war natürlich mehr wie eine Ameise in seinen Augen.

„Hey Pip, was hälst du von meiner neuen Fähigkeit? Damit werde ich jeden Feuerbändiger zu Fall bringen, der meint er könne auch nur einen Fuß auf das Land des Erdkönigreiches setzen, meinst du nicht auch?“ „Nun, wenn du sie – wie mich – feige von hinten attackierst hast du vielleicht eine Chance.“ Im Nu war sein Gesicht von Wutfalten verzerrt. „Nennst du mich etwa einen Feigling?! Ich zeig dir gleich wer hier feige ist, wenn ich dich mit meinen gewaltigen Bändigerkräften in den Boden stampfe!“ „Oh ja, das beweist deinen Mut: Vermöbel mit deinen Kräften einen Nichtbändiger der halb so groß ist wie du, mit vier Kumpanen als Unterstützung. Was ist denn los? Angst ich könnte mich wehren?“ Nun verfärbte sich sein Gesicht in ein tiefes Rot. „Na warte, dir zeig ichs! Los, machen wir ihn fertig!“ Ich rannte so schnell wie ich nur konnte, während die Fünf begannen kleine Felsen aus dem Boden zu treten und auf mich abzufeuern. Sie waren zwar keine sonderlich guten Schützen aber der eine oder andere Fels traf mich trotzdem und später würde ich meine schnelle Zunge sicherlich verfluchen.

Es geht weiter in Teil 3

Dies ist mein Dorf. Es ist nicht groß. Es kann nicht mit Metropolen wie Omashu oder gar Ba Sing Se konkurrieren, aber es ist mein Dorf. Ich bin hier aufgewachsen und werde vermutlich mein ganzes Leben hier verbringen. Es gibt eine Schule, einige kleine Läden, die das wenige verkaufen was die Armee uns lässt und ansonsten nichts was das Leben hier in irgendeiner Weise interessant machen könnte.

Das Dorf ist umgeben von Bergen, die selber in alle Richtungen von dichtem Wald umgeben sind. Dies ist der Grund warum der Krieg mit der Feuernation – abgesehen von den erheblichen Steuern zur Versorgung der Armee – mein Dorf weitestgehend unbeeindruckt lässt. Das Dorf produziert schlichtweg nicht genug, als dass es die Überwindung eines Gebirgskammes wert gewesen wäre.

An diesem Tag saß ich, wie jeden anderen auch in der Schule und hörte mit einem halben Ohr unserer Lehrerin zu, die versuchte uns die Geschichte des Erdkönigreichs näher zu bringen. Die „großartige“ Zeit vor dem Angriff der Feuernation und dem Verschwinden des Avatars. Aber was nutzt es diesen vergangenen Zeiten nachzuhängen? Wäre es nicht interessanter etwas über die jetzigen Ereignisse zu erfahren? Das ist allerdings fast unmöglich, denn abgesehen von der Karawane die alle zwei Monate hier durch kommt um zu Handeln und die Steuern einzutreiben kommt niemand auch nur in die Nähe meines Dorfes. Entsprechend ist das Leben hier unsagbar langweilig. Vielleicht ist es das was unsere Lehrerin uns mit ihrem nicht enden wollenden Vortrag über die staubige Geschichte dieses ach so großartigen Königreiches sagen wollte: Es war hier immer langweilig, es ist langweilig und es wird immer langweilig sein.

Träge blickte ich, mich am Kopf kratzend, durch das Klassenzimmer und auf die fünf leeren Stühle und Pulte. Das sind die Pulte der fünf Erdbändiger die mein Dorf in den Jahren hervorgebracht hat seit der letzte Rekrutierer der Armee hier war. Aufgrund des Krieges erhielten sie heute, wie jeden zweiten Nachmittag Unterweisung im Erdbändigen von Captain Rocko, dem Vertreter der Armee der unserem Dorf zugeteilt ist. Das wäre großartig! Anstatt hier herumzusitzen und uninteressanten Fakten über kulturelle Hintergründe zu lauschen, draußen sein und Erdbändigen lernen. Es hätte mir nichtmal etwas ausgemacht, wenn ich dann in den Krieg ziehen müsste. Alles ist besser als hier Zeit totzuschlagen und nichts zu tun.

In diesem Moment unterbach die Lehrerin meinen Gedankengang indem sie mit einem Stück Kreide nach mir warf. Wütend rieb ich mir die Stirn und starrte meine Lehrerin an. Schnaubend sagte sie mit fast zugekniffenen Augen „Ich war gerade dabei deinen Mitschülern von der Revolte der Sandbändiger gegen die Verwaltung der Stadt Taku zu berichten, aber wenn du das alles schon weißt, kannst du mir vielleicht sagen warum die Sandbändiger die Stadtverwaltung nicht anerkannten?“ Nach kurzer Überlegung erwiderte ich „Weil ihre Kinder zur Schule gehen sollten und dort langweiligen Vorträgen zu langweiliger Geschichte zuhören?“ In der Stille die nun herrschte hätte man eine Haarnadel fallen hören können. Als die Stille begann auf meine Ohren zu drücken, zischte meine Lehrerin „Nachsitzen. Und ich werde deinen Elt… deinem Onkel davon berichten.“

Es geht weiter in Teil 2

Diese Geschichte spielt in der Welt von „Avatar – Der Herr der Elemente“ und ist angesiedelt in der Zeit von Aangs Abwesenheit, vor den Ereignissen der ersten Staffel der Serie.

Es geht um einen kleinen Jungen, dessen abgelegenes Dorf im Erdkönigreich vom Krieg weitestgehend unbeeinflusst geblieben ist und der versucht alleine zurecht zu kommen aber eines Tages von unerwarteter Seite Hilfe erhält…

Es geht weiter in Teil 1