Während ich die Pfirsiche aß, setzte sich das Dachsmaulwurfjunge neben mich, und nach ein wenig Beschnuppern, lies er sich von mir am Bauch kraulen. „Du musst ziemlich hungrig gewesen sein, mich solange zu verfolgen.“ Die Antwort war ein leises Grummeln. „Sollten dich nicht deine Eltern versorgen? Wo sind die überhaupt?“ Keine Reaktion. „Meine Eltern haben mich verlassen bevor ich drei Jahre alt war.“ Er drehte seinen Kopf leicht zu mir und sah mich nun an, das heißt er richtete seine Augen auf mich. Dachsmaulwürfe waren blind und sie sahen nur mit ihren Erdbändigerfertigkeiten. „Mein Vater musste in den Krieg und eine Weile nachdem ich geboren war ist meine Mutter ihm gefolgt. Ich wohne jetzt bei meinem Onkel, aber der mag mich nicht besonders.“ Der Kleine kreuzte seine Pfoten vor sich auf dem Boden und bettete seinen Kopf darauf. Ich verfiel in Schweigen und verputzte den Rest der Mondpfirsiche

Doch ein Problem hatte ich noch: Nach der wilden Verfolgungsjagd, hatte ich nichtmehr die geringste Idee wo ich – oder mein Dorf – war. Ich blickte mich in alle Richtungen um, in der Hoffnung der Wald würde irgendwo lichter werden, doch in der anhaltenden Dunkelheit war die Sicht enorm beschränkt. „Ich schätze mal du weißt nicht, wie ich von hier zu meinem Dorf zurück komme, oder?“ Er blickte auf und legte seinen Kopf schief. Ich musste mir wohl selber helfen. Aber wie sollte ich in diesem stockfinsteren Wald den Weg zurück finden? Wenn ich nur die Berge sehen könnte, wäre klar in welche Richung das Dorf lag, da es sich genau in der Mitte dieser Gebirgskette befand, doch die dicht stehenden Bäume machten es schon schwierig die Sterne zu sehen, Berge auszumachen war unmöglich. Da fiel mir ein, dass ich die Höhe der Bäume für mich nutzen konnte. Wenn ich es schaffte auf einen dieser Riesen hinaufzuklettern, hätte ich einen optimalen Überblick und könnte vermutlich nicht nur die Berge sondern auch das Dorf selber sehen!

Diese Aufgabe war jedoch schwieriger als erwartet. Die niedrigsten Äste der Bäume waren zwar nicht sehr hoch, aber ich war im Gegenzug so klein, dass selbst diese für mich nicht zu erreichen waren. Unbeholfen versuchte ich einen Stamm zu umklammern und mich irgendwie hochzuziehen, doch meine Kraft reichte nicht aus und ich fiel wieder zu Boden. Da stubste mich der kleine Dachsmaulwurf mit seiner Nase an. Ich sah ihm zu wie er auf den Baum zuging und sich mit seinen Klauen am Baum abstützend auf die Hinterpfoten stellte, dann sah er mich an. Doch ich verstand nicht was er meinte und blickte nur ratlos zurück, daraufhin zuckte er mit seinem Kopf in Richtung seiner Schultern und ich begriff: Er wollte dass ich auf seine Schultern stieg!

Weiter geht es in Teil 7